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Akademisches Ghostwriting: Das universitäre Umfeld

Illusionen und Realitäten (2): Warum man es sich heute leicht machen kann

Studenten, denen das Schreiben von Semester- oder Abschlussarbeiten schwerfällt, sind heute zahlreichen Versuchungen ausgesetzt, sich die Arbeit abnehmen zu lassen. Vielleicht, so das Kalkül, reicht es ja aus, sich einige Texte aus dem Internet zu beschaffen und diese geringfügig zu verändern. Vielleicht kann auch ein Kommilitone bei der Erstellung des Textes helfen.
In der Regel bemühen sich Universitäten, solchem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Auch dafür existiert ein beträchtliches Arsenal an Möglichkeiten: Die Seminarleiter und Prüfer können verdächtig gute Formulierungen über Suchmaschinen aufspüren, können den Studenten durch kritische Fragen auf den Zahn fühlen, können Strafen androhen und Arbeiten zurückweisen. Die genaue Prüfung einer Arbeit erfordert jedoch einen gewissen Aufwand, der nicht immer erbracht wird.

Im Gegensatz zum primitiven „Copy and Paste“ scheint die Vorlage einer von einem wissenschaftlichen Ghostwriter erstellten Arbeit eine sichere Sache zu sein. Kein Prüfer kann einem Studenten nachweisen, die Arbeit nicht selbst geschrieben zu haben. Die einzige Abwehrmöglichkeit gegen Studenten die so vorgehen ist der persönliche Kontakt: Legt ein Student eine Arbeit vor, deren Niveau beispielsweise weit über dem bisher gezeigten liegt, bietet es sich an, ein paar kritische Fragen zum Text, seinem Aufbau und seiner Argumentation zu stellen. Fallen die Antworten dann dürftig aus, ist anzunehmen, dass etwas mit der Arbeit – oder vielmehr der Urheberschaft – nicht stimmt.

An vielen Universitäten ist jedoch der persönliche Kontakt zwischen Studenten und Prüfern kaum noch vorhanden: Im Rahmen der zunehmenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche werden die Universitäten auf ein Effizienzdenken hin ausgerichtet, bei dem hohe Studentenzahlen mit möglichst wenig Aufwand durch das Studium geschleust werden sollen. Dies bedeutet auch einen erhöhten Druck auf Professoren und insbesondere auf den akademischen Mittelbau. Als Folge davon bemühen sich auch Prüfer, sofern sie nicht ohnehin eher bequem veranlagt sind, ihren Arbeitsaufwand auf die hohe Zahl der Studenten zu verteilen.

Wenn die Zahl der Arbeiten stark ansteigt, wird Korrigieren zur Massenabfertigung, bleibt außer dem obligatorischen 2,5- oder 4cm-Rand wenig Raum für individuelle Betreuung und kritische Nachfragen. Dieses Umfeld sorgt dafür, dass auch Studenten, die mit einem Ghostwriter zusammen gearbeitet haben, sich bessere Chancen ausrechnen, unerkannt zu bleiben.

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