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Akademisches Ghostwriting: Weiter wie bisher!

Illusionen und Realitäten (4): Die tatsächlichen Problemursachen

Der Markt für akademische Dienstleistungen ist groß und vielfältig. Ob es um Verlage geht, die Bücher erstellen, um Recherchedienste, die schnell Dokumente und Kopien aus verschiedenen Bibliotheken zugänglich machen, oder um das Verfassen wissenschaftlicher Texte: Wer bereit ist, die komplexen Leistungen angemessen zu bezahlen, wird in der Regel auch die gewünschten Ergebnisse bekommen – vorausgesetzt, er beauftragt seriöse Agenturen oder Ghostwriter.

Wer akademische Ghostwriter pauschal verurteilen möchte, ob nun juristisch oder wissenschaftsethisch, ist sich der Struktur des Marktes und ihrer gesetzlichen Hintergründe meist nicht bewusst. Die derzeitige Situation erlaubt es bereits, betrügerischen Studenten, die vortäuschen, ihre Arbeit selbst verfasst zu haben, zu belangen. Juristisch gesehen ist diese Lösung sicherlich ausreichend, praktisch wird das Problem dadurch kaum gelöst, weil davon auszugehen ist, dass nur ein Bruchteil der Betrugsfälle erkannt wird. Eine wie auch immer geartete Lösungsstrategie sollte bei der Erkennung ansetzen und die Vorfeld-Kalkulation für mögliche Betrüger ungünstig machen; Ein Student, der wahrnimmt, dass die Prüfer ihn persönlich kennen – also auch einschätzen können – wird sich deutlich schlechtere Chancen ausrechnen, sollte er eine fremde Arbeit vorlegen.

Der beste Schutz gegen das Problem wären kleinere, überschaubare Seminargruppen und Kolloquien, die eine gute persönliche Betreuung erlauben, bei denen Prüfer ihre Studenten einzuschätzen lernen. Auf diese Weise kann besser kontrolliert werden, ob ein Text zur Person passt oder nicht, ob er Besonderheiten aufweist, die etwas über den Charakter verraten, ob er Schwerpunkte beinhaltet, die zu den Interessen passen.

Leider ist der umgekehrte Fall eher die Regel: Professoren vergeben Themen mitunter nach dem Kriterium persönlicher Bewertungsbequemlichkeit und vermeiden es, die Arbeiten intensiv zu prüfen. Damit steigt die Gefahr des Betrugs.

Eine angemessene finanzielle Ausstattung der Universitäten, die die persönliche Betreuung verbessern würde, würde gleichzeitig den Anreiz mindern, einen Betrugsversuch zu unternehmen.

Leider rückt bei der derzeitigen Haushaltslage von Bund, Ländern und Universitäten eine solche Strategie in weite Ferne und die Universitäten produzieren in großem Maßstab Absolventen, die passgenau nach den Bedürfnissen der aktuellen Wirtschaft ausgebildet werden. Die langfristigen gesellschaftlichen Folgen dieser Herangehensweise dürften weitaus höher liegen als die kurzfristigen Gewinne. Dennoch ist eine Änderung nicht abzusehen, stattdessen heißt es: Weiter wie bisher!

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