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Aufschieben aufschieben – Wege aus der Selbstlüge

Das Aufschieben aufschieben – der Weg aus der Selbstlüge

Das Problem ist so alt wie das Studentendasein. Ungeliebte Tätigkeiten werden so lange aufgeschoben, bis kaum noch Zeit übrig ist.

Egal ob Hausarbeiten, Referate oder Klausuren, kurz vor Ablauf der Abgabefrist ist immer noch jede Menge Arbeit übrig. Es gibt zwar einige Studenten, die es problemlos hinbekommen, auch in einer Nacht noch 20 Seiten Text zu Papier zu bringen, doch den meisten dürfte diese Aufgabe schwerfallen. Das Ergebnis ist zumindest selten überzeugend.

Der mit Abstand häufigste Grund für dieses Verhalten ist Selbstbetrug. Du machst dir so lange vor, dass du kein Problem und noch endlos viel Zeit hast, um all die anderen tollen Sachen zu erledigen, die du machen willst, bist du ein großes Problem und keine Zeit mehr hast. Die Phasen des Selbstbetruges sind dabei (fast) immer dieselben:

Die drei Phasen des Selbstbetrugs

  • Noch ist ja lang hin:
    Die Abgabe für die Hausarbeit ist noch in so weiter Ferne. Da ist noch Zeit genug, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Das Arbeitspensum ist in den kommenden Wochen noch locker zu schaffen. Auch die Literaturrecherche ist kein Problem. Sind ja auch nur ein paar Seiten Text, die da zu schreiben sind.
  • Zeitmathematik für Profis:
    Zwölf Seiten schaffst du locker in einer Woche. Wenn du zwei Seiten pro Tag schreibst, dann sind das am Ende sogar 14. Und den Einstieg hast du ja quasi schon fertig. Bleiben dann nur noch zehn Seiten. Alles kein Problem, kannst du auch morgen mit anfangen.
  • Pure Panik und blankes Entsetzen:
    Du musst noch zehn Seiten schreiben. Bis morgen. Und Literatur ranschaffen. Hilfe… Welche Schriftart der erlaubten ist eigentlich die, die am meisten Platz einnimmt? Zählt die Abgabefrist eigentlich bis Mitternacht. Schaut die Dozentin wohl so spät noch in ihr Postfach? Und ganz wichtig: Hat die Tanke noch auf? Ohne Koffein wird das nichts.

Aus Erfahrung nichts gelernt

Das auch Erfahrung an dieser Stelle selten weiter hilft, zeigt die Tatsache, dass du dir auch nach der dritten an die Wand gefahrenen Arbeit sagst, dass nächstes Mal alles besser wird. An deinem Verhalten ändert sich aber nichts. Das du früher anfängst und nicht immer alles vor dir herschieben wirst, ist die Grundlüge, auf der aller Selbstbetrug aufbaut. Doch es gibt ein paar Tricks, die dir helfen können, dich gegen dieses Problem zur Wehr zu setzen:

  1. Planung ist das halbe Leben:
    Der Satz kommt nicht von ungefähr. Eine gut strukturierte, übersichtliche To-Do-Liste kann schon helfen. Achte bei der Erstellung darauf, dass die Aufgaben und einzelnen Schritte klar formuliert sind, sich nur auf ein Thema, also deine Hausarbeit, konzentrieren und zudem schaffbar sind. Das motiviert, denn durchgestrichene Aufgaben sind die schönsten.
  2. Prioritäten priorisieren:
    Wenn du eine Aufgabe erledigen willst, lass dich nicht die ganze Zeit von Kleinkram ablenken. Der ist später immer noch da. Schreibtisch aufräumen, Küche putzen, Ordner sortieren: alles unwichtig. Erledige, was zu erledigen ist. Dann kommt der Rest.
  3. Streiche die Zweifel:
    Es hilft nicht, sich immer wieder selbst zu hinterfragen, ob die Aufgabe zu bewältigen ist, ob der Text auch gut genug ist oder die Überschrift passt. Erstmal runterschreiben, egal wie grausig es ist. Steht der erste Entwurf, fällt die Korrektur viel leichter. Und nur allzu oft ist das Geschriebene am Ende gar nicht so schlecht wie zuvor gedacht.
  4. Zauberwort Nein:
    Immer wieder kommen uns Ideen, was wir anderes machen könnten. Oder unsere Freunde haben tolle Vorschläge, was mit dem Tag anzufangen ist. Auch weitere Aufgaben warten hinter jeder Ecke. Lerne, „Nein“ zu sagen. Sowohl deinen eigenen Gedanken als auch deinen Freunden. Manchmal musst du einfach aussetzen, um deine Arbeit zu schaffen.
  5. Mach Pause:
    Wer nicht abschalten kann, kann irgendwann auch nicht mehr arbeiten. Regelmäßige Pausen sind wichtig. Der Kopf braucht Zeit zum Durchatmen. Geh spazieren, trink einen Kaffee oder surf ein wenig im Internet. Am besten ist, auch wenn es komisch klingt, lesen, um das Gehirn zu Entspannen.
  6. Belohnungen sind Pflicht:
    Um motiviert zu bleiben, solltest du dich regelmäßig selbst belohnen. Einen Spaziergang um den Block, eine Folge der Lieblingsserie oder etwas Leckeres zum Essen sind immer gut. Achte aber darauf, dass es etwas Kleines ist und sich nicht auswächst, auch wenn die nächste Folge bestimmt superspannend ist.

Im Zweifel zum Arzt

Wir hoffen sehr, dass du mit diesen Methoden erfolgreicher durch dein Studium kommst. Oft ist Selbstmotivation und -organisation schwerer zu erlernen, als der ganz Stoff für die nächsten drei Klausuren. Wenn du aber merkst, dass sich dein Problem immer weiter auswächst und starken Einfluss auf dein Leben, deine Zukunft und dein Wohlbefinden hat, such dir professionelle Hilfe. Eventuell liegt eine psychische Störung vor, die du ohne einen Arzt nicht in den Griff bekommen wirst.

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