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Internetquellen (II): Wissenschaftlich oder nicht?

Wie man Zitierfähiges von Nicht-Zitierfähigem trennt.

Wissenschaftliche Arbeiten benötigen wissenschaftlich fundierte Ausgangsfragen, wissenschaftlich orientierte Denkweisen – und wissenschaftliche Quellen. Während in der Zeit vor Entwicklung des Internet noch relativ klare Zeichen für die Wissenschaftlichkeit eines Texts zu erkennen und einfach zu deuten waren (ein renommierter Verlag, der einen renommierten Professoren als Autor gewann), so ist die Thematik heute weitaus komplexer geworden:

  • Selbsternannte Wissenschaftler unterschiedlichster Qualität und Geisteshaltung stellen ihre Texte auf privaten Seiten ins Netz.
  • Unter den Schlagworten “Open Source”, “Open Science” oder “Open Access” bieten Portale Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Werke und Ergebnisse zu publizieren und den internationalen Austausch damit zu erleichtern.
  • Einige der auf Wikipedia präsentierten Artikel erfüllen sicherlich die Anforderungen von Wissenschaftlichkeit, unterliegen dabei aber oftmaligen Änderungen oder ideologischen und kommerziellen Manipulationsversuchen.
  • Grey papers / grey literature“, also nicht oder noch nicht offiziell veröffentlichte Arbeitspapiere finden sich in großer Anzahl im Netz.
  • Onlineplattformen wie GRIN beschaffen sich massenhaft kostenlosen (weil fremderstellten) Inhalt, indem sie unerfahrene Studenten dazu bringen, ihre Hausarbeiten dort anzupreisen, wobei bereits der hohe Anteil der mit „sehr gut“ bewerteten Exemplare misstrauisch machen sollte.

Drum prüfe, wer zitieren will

Was also ist eine wissenschaftliche Quelle (und damit zitierfähig), wenn die simple Gleichsetzung „wenn es Fußnoten hat, ist es Wissenschaft“, heute nicht mehr funktioniert?

Bei allen Schwierigkeiten gilt: Die Texte müssen einer eingehenden Prüfung unterzogen werden, bevor sie als Quellen genutzt werden können: Die Fragen: Woher stammt der Text? Sind Inhalt und Autor glaubwürdig? Nutzt der Text selbst wissenschaftliche Quellen? Setzt er sich mit diesen Quellen auseinander oder bläht er nur seinen Fußnotenapparat auf? Kann der Text etwas zur eigenen Untersuchung beitragen?

Falls alle diese Fragen nicht ausreichen, um eine eindeutige Zuordnung zu ermöglichen, so steht noch eine dritte Option zur Verfügung: Der Text kann „cum grano salis“ zitiert werden, indem das Zitat begründet wird, gleichzeitig wird aber darauf hingewiesen, welche Vorbehalte existieren – auf diese Weise können zukünftige Autoren, die sich mit der Thematik beschäftigen, auf die Probleme aufmerksam gemacht werden.

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