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Der Messbarkeitskult als Problem für die Wissenschaft

An Universitäten spürt man Fakten auf, erforscht Zusammenhänge und erschließt Problemlösungen mit Spürsinn und logischem Denken. Zumindest war das einmal so.

Bei genauerem Hinschauen stellt man fest, dass von Studenten heute alles Mögliche gefordert wird, vom peinlich genauen Einhalten eines Seitenrands, einer bestimmten Schriftart, Schriftgröße, eines punktgenauen Zeilenabstands, einer Einrückung und Kursivsetzung bei Zitaten und, und, und.

Nur was gemessen werden kann…

Messbarkeit ist ein grundlegendes Kriterium für wissenschaftliche Aussagen. Denn messbare Werte lassen sich vergleichen. Wer aber die wissenschaftliche Herangehensweise selbst einer Messbarkeit unterwerfen möchte, schränkt deren Vielfalt und deren Kreativität durch Vorgaben massiv ein.
An den Universitäten folgt man der Grundregel, es sich bei der Korrektur möglichst einfach zu machen. Hierfür ist eine Betrachtung des tatsächlichen Inhaltes und der eigenen Gedankenführung der Studenten hinderlich, denn die Dozenten müssten für eine Beurteilung der Inhalte weitaus mehr leisten, als auf die Anzahl der Fußnoten zu schauen und eine kleinkarierte Prüfung der leicht messbaren Formalien vorzunehmen.

So folgt man nicht nur der alten Weisheit aus der Steuerungstheorie, wonach nur das gesteuert werden kann, was auch gemessen werden kann. Nein, zudem wird auch noch das Messbare übergewichtet, während der schwer zu erfassende Inhalt kaum noch eine Rolle zu spielen scheint.

Masse statt Klasse

Die Steuerung an den Universitäten führt also zur Fließbandproduktion leicht messbarer, aber wenig inspirierter Arbeiten, die aus der Perspektive der Forschung völlig belanglos sind und in die auch politische Ideologie wie kommerzielle Interessen, vertreten durch Drittmittel und Fördergelder, längst wieder Einzug gehalten haben.
Eine Wissenschaft, in der selbständiges Denken nicht nur behindert, sondern durch eine übertriebene Formalisierung sogar als unerwünscht deklariert wird, hat diesen Namen kaum verdient, sondern läuft Gefahr, sich zum bequemen Instrument des jeweiligen Zeitgeistes zu machen.

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