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Doktoranden als Ghostwriter

Von Zeit zu Zeit geht wieder ein Raunen durch den allgegenwärtigen Medienbetrieb: Ein Magazin widmet sich dem Thema „Ghostwriter“ und interviewt ein Exemplar dieser ansonsten scheuen Gattung.

Kürzlich förderte ein solches Interview zutage, dass sich die heimliche Schreiberin nicht ganz wohlfühlt in ihrer Haut: So möchte sie nicht mit Namen genannt werden, da sie eine akademische Laufbahn anstrebt. Zudem äußert die Befragte, es schmerze sie, „quasi meine eigenen Kollegen hinters Licht zu führen“ – schließlich arbeitet sie an einem Lehrstuhl und findet das, was sie tut, nicht „korrekt“.

Korrekt oder nicht – Ghostwriting ist für einige ein durchaus lukrativer Nebenjob. Darüber hinaus kommt es im Rechtswesen weniger auf gefühlte Korrektheit an als vielmehr auf die Frage der Legalität – und da ist die als „Lina“ bezeichnete Ghostwriterin auf der sicheren Seite, zumal sich bisher alle Versuche des Hochschulverbands, akademisches Ghostwriting verbieten zu lassen, als erfolglos erwiesen haben.

Während sich Linas Kunden also über eine professionelle Auftragsabwicklung freuen dürfen – schließlich ist die Doktorandin offenbar bestens qualifiziert und schreibt sogar in unterschiedlichen Fächern – ist die Existenz von Ghostwritern im engsten Umfeld der Lehrstühle ein Dorn im Auge der Professoren. Denn obwohl das akademische Ghostwriting legal ist, haftet ihm immer der Geschmack des Betrugs an – denn es ist davon auszugehen, dass viele der so verfassten Arbeiten ohne größere Veränderung an den Universitäten eingereicht oder gar zur Erschleichung akademischer Grade missbraucht werden.

So bleibt es, angesichts der Rechtslage und der verschiedenen studentischen Strategien, die Nutzung eines Ghostwriters zu vertuschen oder zu verschleiern, den Gutachtern überlassen, die Betrüger aufzuspüren – ein nahezu aussichtsloses Unterfangen, das angesichts des steigenden universitären Leistungsdrucks und der höheren Studentenzahlen in Zukunft wohl noch weiter erschwert wird.

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