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Ein Ausflug in die Spieltheorie (I): Chicken!

Die Spieltheorie kommt immer dann ins besagte Spiel, wenn die Qualität von Entscheidungen oder Handlungen theoretisch geprüft werden soll. Zwei Modelle stechen hierbei hervor.

Die Spieltheorie wurde entwickelt, um Entscheidungsfindungsprozesse nachvollziehbar zu machen, die in einer sehr unzureichenden Informationslage stattfinden. Dabei werden Situationen wie das „Nullsummenspiel“ oder eines „win-win“ erörtert.

Feiglingsspiel

Das sogenannte „Feiglingsspiel“, englisch: „Chicken“, verdankt seinen Namen dem US-Film „…denn sie wissen nicht, was sie tun“: In diesem Film testen Jugendliche ihren Mut, indem sie mit Autos auf eine Klippe zurasen. Wer zuerst herausspringt und sich abrollen lässt, gilt als „Feigling“.
Auf den ersten Blick erscheint es etwas weit hergeholt, dieses Spiel mit einem Erklärungsmuster für das Verhalten der Supermächte während des Kalten Krieges in Verbindung bringen. Schließlich sollte man meinen, dass waffenstarrende Staaten sich anders verhalten als leichtsinnige Jugendliche. Der Vergleich – der bekanntlich keine Gleichsetzung darstellt – wird jedoch spätestens dann verständlicher, wenn man sich die zugrundeliegenden Prinzipien vor Augen hält: Die Jugendlichen fahren mit den Autos auf eine Klippe zu, wer als erster abbricht, ist ein „Chicken“. Der Ehrverlust entspricht dem Ansehensverlust, den eine Supermacht (die USA oder Sowjetunion) vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu erdulden hätte, sollte sie bei einer direkten Konfrontation wie der Kubakrise nachgeben.

Tödliche Fehlkalkulationen

Im Kalten Krieg hätte das Spiel noch einen weitaus dramatischeren Ausgang nehmen können als, wie im Film, wo es zum Tod einer der Mitspieler kommt: Denn die Konfrontation hätte in einen globalen nuklearen Schlagabtausch münden können, der beide Seiten vernichtet. Um im Bild zu bleiben: Man raste also nicht auf eine Klippe, sondern auf das Fahrzeug des Gegners zu.
Im gefährlichen internationalen Spiel kann also schnell eine katastrophale Situation eintreten, weil eine Seite die Situation falsch einschätzt und ihr Blatt überreizt. Bleibt also zu hoffen, dass irgendwann aus dem nicht-kooperativen Spielprinzip die Erkenntnis wächst, nur gemeinsam gewinnen zu können.

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