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Ein Ausflug in die Spieltheorie (II): Prisoner’s Dilemma

Um das Handeln von Akteuren besser nachvollziehen zu können, existieren mehrere spieltheoretische Ansätze. Eines davon besteht im „Gefangenendilemma“.

Die hypothetische, spieltheoretische Situation des Gefangenendilemmas geht davon aus, dass es der Polizei gelungen ist, eine Straftat zu vereiteln. Das Problem besteht nun darin, diese auch nachweisen zu können. Zwei der Täter werden ergriffen und getrennt verhört, ohne vorher die Gelegenheit gehabt zu haben, sich auf eine Aussage zu einigen. Die Höhe der Strafe richtet sich danach, ob die Täter gestehen: Gesteht keiner der beiden, kann nur eine sehr geringe Strafe verhängt werden. Gestehen beide, wird eine mittelschwere Strafe verhängt. Gesteht allerdings nur einer der beiden, so tritt für ihn die Kronzeugenregelung in Kraft und der andere erhält die höchstmögliche Strafe.

Strategie und Ergebnis

Die beste individuelle Strategie wäre es, auszusagen und mit der Polizei zu kooperieren, um sicherzugehen, die Höchststrafe zu vermeiden. Wählen beide Gefangenen jedoch diese Strategie, ist das Ergebnis keineswegs optimal. Das beste Ergebnis ließe sich nur durch beiderseitiges Schweigen erzielen, was jedoch für alle Beteiligten aufgrund ihres gegenseitigen Misstrauens sehr riskant ist.
Spieltheoretische Simulationen wie das Gefangenendilemma oder „Chicken“ insbesondere dann interessant, wenn sie mehrmals hintereinander durchgeführt werden. Je nachdem, wie die ersten Partien verlaufen, kommt es dann zu einer unabgesprochenen Kooperation der Gefangenen oder aber zu einem Zyklus von gegenseitiger Rache und Vergeltung.

Das Gefangenendilemma in der Politik

Das Gefangenendilemma tritt, gerade in der internationalen Politik, in zahlreichen unterschiedlichen Varianten auf, so etwa bei der OPEC-Preisbildung, bei der das Ausscheren eines Landes aus der Preisabsprache dessen Situation auf Kosten der anderen Teilnehmer verbessert oder auch bei der NATO-Rüstung, bei der Staaten versucht sein könnten, den Trittbrettfahrer-Effekt zu nutzen und ihre Rüstungsausgaben sowie den Beitrag zum Bündnis möglichst zu minimieren: Tun allerdings alle dies, so tritt möglicherweise eine gefährliche Situation ein, die allen schadet.
Damit ist das Gefangenendilemma nach wie vor ein nützliches, wenn auch zunächst sehr abstraktes Instrument, das sich auf zahlreiche Situationen anwenden lässt.

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