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Erfahrungsberichte zum akademischen Ghostwriting (I)

In der Ghostwriterbranche kann man sich bekanntlich nur schwer einen Namen aufbauen. Dies gilt gerade für das akademische Ghostwriting.

Ein Beispiel

Zwei Kunden beauftragen die gleiche, unseriöse Agentur mit der Erstellung eines „wissenschaftlichen“ Textes. Der eine hat Glück, ist sehr zufrieden und schreibt eine lobende Mail, in der er der Agentur überschwänglich dankt. Der andere erhält einen Text, in dem Literaturangaben fehlen und der sprachlich wie inhaltlich sehr dürftig ist. Er reklamiert und erhält neben der ärgerlichen Verzögerung und einigen ausweichenden Entschuldigungen erneut einen sehr schwachen Text. Was nun geschieht?
Der Kunde, der die Agentur gelobt hat, wird umgehend (selbstverständlich anonymisiert oder unter Pseudonym) auf der Webseite der Agentur zitiert – Stichwort „Erfahrungsberichte“, Tendenz: So zufrieden sind unsere Kunden. Der Kunde wird sich allerdings, aus Rücksicht auf die Diskretion, kaum öffentlich zu erkennen geben – in der Regel brüstet sich niemand damit, Ghostwriter zu nutzen.
Der Kunde aber, der von der Agentur hereingelegt wurde, hat zunächst keine Möglichkeit, seinen Standpunkt zu äußern. Er sucht nach Internetseiten, auf denen er seine aufgestaute Wut loswerden kann: „Abzocke! Agentur XY nie wieder!“. Ein Eintrag unter Pseudonym selbstverständlich, was zudem die Glaubwürdigkeit gegenüber Außenstehenden weiter senkt. Denn möglicherweise handelt es sich ja um den Versuch der Konkurrenz, eine Agentur gezielt zu verleumden.

Die Folgen

Der negative Eintrag verstaubt in einem Forum, gelesen und kommentiert von vielleicht 3 Personen und angesichts der Flut von Treffern beim Suchwort „Ghostwriting Erfahrungsberichte“ so gut wie unauffindbar. Denn Agenturen lassen sich ihr Image einiges kosten – und Google lässt sich für eine bevorzugte Platzierung auf den vorderen Rängen bezahlen. Wer also nicht bereit ist, einige hundert Euro eine Negativ-Kampagne „Die Agentur XY betrügt ihre Kunden“ aufzuwenden, hat keine Chance, auf diese Situation aufmerksam zu machen – er muss sogar umgekehrt mit rechtlichen Schritten der unseriösen Agentur rechnen. Abgesehen davon dürfte die meisten Kunden akademischer Ghostwriter kaum ein Interesse daran haben, in Erscheinung zu treten und sich auf einen Prozess einzulassen, in dessen Zentrum die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit steht.

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