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Essen, trainieren – und wissenschaftlich schreiben

Auf den ersten Blick geht es hier um drei völlig voneinander getrennte Dinge. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich jedoch viele Zusammenhänge.

Studenten, die erstmals eine längere wissenschaftliche Arbeit verfassen, klagen oft über die hohe Belastung. Gerade dann, wenn das Schreiben bereits während der Vorlesungszeit begonnen wird, kommt es zu Problemen.

Ein Teil dieser Probleme ist sicherlich auf die Neuartigkeit der Aufgabe zurückzuführen, weil noch kein Hintergrundwissen vorhanden ist und keine Routine beim Schreiben herrscht. Andere Probleme haben ganz banale Ursachen. Sicher wird eine durchgemachte Nacht – sei es nun aufgrund einer Party oder eines Abgabetermins – kaum einen jungen Menschen aus der Bahn werfen. Anders sieht es aus, wenn der Schlafmangel zur Regel wird.

Dass gesunde Ernährung und Sport auch zur geistigen Leistungsfähigkeit beitragen, ist hinlänglich bekannt, wird aber häufig ignoriert oder gemäß der Regel „viel hilft viel“ ins Extrem getrieben – ohne zu ahnen, dass sich das beliebte sportliche „auspowern“ auch nachteilig auswirken kann: Wer bis zur völligen Erschöpfung läuft, Fahrrad fährt, Gewichte stemmt oder Berge erklimmt, wird im direkten Anschluß kaum in der Lage sein, konzentriert zu arbeiten. Auch auf allzu üppige Mahlzeiten unmittelbar vor dem Schreiben sollte verzichtet werden.

Wie bei vielen Dingen im Leben kommt es auch bei dem wissenschaftlichen Schreiben auf die richtige Mischung an, die von vielen Faktoren abhängt: Die passende Tageszeit (dem Biorhythmus entsprechend), ein ruhiges Umfeld, die aktuelle Motivation und Konzentrationsfähigkeit.

Studenten, die erstmalig wissenschaftlich arbeiten, sollten sich genügend Zeit nehmen, ihre individuellen Arbeitspräferenzen zu erkunden und so die optimalen Bedingungen zu schaffen, um ungestört und zielstrebig arbeiten zu können. Dabei ist weder die Tafel Schokolade, die nebenbei vernascht wird, ein Tabu, noch der Kaffee, Tee oder Kakao. Experimentieren sie ruhig etwas mit unterschiedlichen Zeiten: So ist es für einige Frühaufsteher tatsächlich die sprichwörtliche Morgenstund‘, die Gold im Mund hat und in der sich, abgesehen von gelegentlichem Gezwitscher, bestens arbeiten lässt. Andere schwören auf ausgedehnte Nachmittage, in denen sie ihre wissenschaftlichen Höchstleistungen erbringen.

Einige benötigen die Abgeschiedenheit der Bibliothek, deren Ruhe nur sanft vom leisen Räuspern oder dem Kratzen spitzer Bleistifte unterbrochen wird, andere sammeln ihre Ideen am liebsten unter freiem Himmel, im Stadtpark, am Teich oder in einem Cafe.

Und so kommt man ins Grübeln, ob nicht nur in der Liebe und im Krieg alles erlaubt sei, sondern auch beim Schreiben.

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