Sie befinden sich auf der Archivseite von Dr. Franke. Besuchen Sie unsere aktuelle Webseite →

Ghostbusters vs. Geisterschreiber (III)

Ghostwriting ist eine reguläre und legale Dienstleistung – sie wird aber an Universitäten zu einem Ärgernis. Wie kann eine Lösung aussehen?

Die Hintergründe des Problems

Wenn Professoren einen Aufsatz nach dem anderen produzieren, um auf diese Weise den Eindruck von Kompetenz zu erwecken, erscheint ihnen die Beschäftigung mit den Studenten nur noch als notwendiges Übel. Umgekehrt streben Studenten heute oft weniger nach Wissen als vielmehr danach, möglichst schnell und schmerzfrei durch das universitäre System geschleust zu werden. Dort, wo ein schlechtes Betreuungsverhältnis existiert, dort wo Professoren, Angehörige des Mittelbaus und auch Studenten dauerhaft unter Druck stehen, und dort, wo Dutzende Arbeiten von einer Person kontrolliert werden müssen, ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Überlegung, sich diese Art von Stress zu ersparen: Je mehr Studenten ein Seminar füllen, umso weniger Zeit bleibt den Dozenten, einzelnen Studenten auf den Zahn zu fühlen. Dies könnte nur mit mehr Zeit und Mühe bewerkstelligt werden, indem detaillierte Gespräche über Thema, Inhalt und Vorgehen beim Verfassen der Arbeit geführt werden.
Prinzipiell ist auch der vielgescholtene Bologna-Prozess ein besseres Konjunkturprogramm für die Ghostwriterbranche als es die Guttenberg-Affäre jemals war.

Ghostwriting eindämmen?

Wer universitäres Ghostwriting eindämmen will, muß in die entgegengesetzte Richtung steuern, ein besseres Betreuungsverhältnis schaffen und das Vertrauen in die Wissenschaft fördern. Die derzeitige Politik tut allerdings das Gegenteil; Gefragt ist der Zeitgeistkonforme, vielseitig einsetzbare Student, der fleissig zitiert, den Autoritäten huldigt und das System nicht durch eigenes Nachdenken belastet, während Politik und Wirtschaft sich jene Wissenschaft zusammenkaufen, die gerade opportun erscheint.
Akademisches Ghostwriting wird so lange ein Problem bleiben, solange sich diese Dynamik nicht ändert.

Tags: Tags, ,