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Ghostwriting: Wie es nicht geht. Eine Anleitung fürs Misslingen

„Es ist fünf vor zwölf“, denkt sich der Kunde. „Reichlich spät, aber so ist das eben. Wird schon schiefgehen.“

Der Auftrag an die Agentur

Schnell ruft der Kunde, der sich Wochen zuvor selbst mit dem missliebigen Thema der Arbeit beschäftigt hat („ich glaube, es ging um alte SPD-Parteiprogramme oder so“), bei einer Ghostwriting-Agentur an. Er hat bei seiner spontanen Auswahl Glück, denn es handelt sich um ein seriöses Unternehmen, das die Aufträge ernst nimmt.
„Guten Tag. Ich brauche eine 20seitige Arbeit zum „SPD-Parteiprogramm. Bis Mittwoch.“
„Das wird leider schwierig. In zwei Tagen ist das kaum zu bewerkstelligen. Aber wir werden unser Möglichstes tun.“
„Und wie sieht das preislich aus?“
Kurz darauf legt der Kunde empört auf.
Er ruft bei einer anderen (diesmal nicht ganz so seriösen) Agentur an und erhält eine positivere Auskunft: „Klar geht das. Machen wir.“
„Und der Preis?“
„40 Euro pro Seite!“
„So billig? Wie schaffen sie das nur?“
„Betriebsgeheimnis.“
„In Ordnung. Vielen Dank!“

Was soll schon schiefgehen?

Was der Kunde nicht weiß: Er hat weder eine klare Vorstellung von seinem Text und konnte daher auch der Agentur keinen klaren Auftrag geben – und das „Betriebsgeheimnis“ besteht darin, ein Netzwerk von osteuropäischen Schreibern zu haben, die zwar extrem preiswert, dafür aber mit jeder Menge „Copy and Paste“ arbeiten.
Es lohnt sich also, sich frühzeitig zu informieren – über die Details des Themas, aber auch über die Arbeitsweisen der Agenturen. Zudem muss die Kommunikation zu Beginn und während des ganzen Auftrags aufrechterhalten werden: Wie wird die Arbeit gegliedert? Welche Literatur soll genutzt werden? Welche Probleme könnten auftreten? Erst wenn diese Fragen geklärt sind, kann die Arbeit auch tatsächlich im Sinn des Kunden geschrieben werden.

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