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Ideologie erkennen (II): Die Sprache der Wirtschaft

Ideologie erkennen (II): Die Sprache der Wirtschaft

Nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Akteure bemühen sich nach Kräften, uns ihre Sicht der Dinge nahezubringen. Bevorzugtes Mittel dazu ist ein spezielles Vokabular, das durch gezielten Einsatz und oftmalige Wiederholung wirken soll.

Der „Fachkräftemangel“

Wer sich mit der Diskussion um den „Standort“ Deutschland beschäftigt, trifft bald auf den Begriff des Fachkräftemangels; Überall scheint es an geeigneten Kräften zu mangeln, demnach blieben viele Positionen in der Wirtschaft blieben unbesetzt und es entstehe massiver Schaden.

Bei genauerem Hinsehen lässt sich zumindest kein flächendeckender Fachkräftemangel feststellen – dies gilt allenfalls für einzelne Branchen. Hintergrund der massiven Nutzung des Begriffs ist, dass die Arbeitgeber an einer möglichst großen Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt interessiert sind – je größer das Reservoir an Arbeitslosen, aus dem ausgewählt werden kann, umso qualifizierter und preiswerter ist die Arbeitsleistung.

Auch in der sozialstaatlichen Diskussion wird der Begriff des Fachkräftemangels genutzt, um bestimmte Zielsetzungen zu verwirklichen; Hierzu gehören etwa die Ausweitung von Lebensarbeitszeit und Einwanderung sowie die Senkung der Löhne.

Vorsicht auch in der Wissenschaft

Studenten, die noch nicht über ausreichend Erfahrungen mit der ideologisch-politischen oder wirtschaftlichen Diskussion haben, laufen Gefahr, das Vokabular der Lobbyisten unreflektiert hinzunehmen. Die Gefahr ist umso größer, als auch vermeintlich wissenschaftliche – und damit „unpolitische“ – Studien dieses Vokabular enthalten; Wer wissenschaftliche Literatur nutzt, sollte immer auch davon ausgehen, dass die die Finanzierung vieler Studien vor allem von jenen Institutionen betrieben wird, die im Auftrag bestimmter Lobbies tätig sind.

So sollten gerade die besonders häufig genutzten und sehr eingängigen Formulierungen daraufhin hinterfragt werden, ob sie ein tatsächlich realistisches Bild liefern oder lediglich dazu dienen, unbequeme Wahrheiten zu verdrängen.

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