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Minenfeld „Themensuche“ (II)

Bei der Themensuche für eine wissenschaftliche Arbeit lauert ein Problem, das vielen zu schaffen macht: das der Komplexität.

Die Formulierung eines ansprechenden und sinnvollen Arbeitstitels für eine Bachelor- oder Masterarbeit ist weitaus mehr als die bloße Aneinanderreihung von Fachbegriffen. Denn die Arbeit sollte ihrem Thema gerecht werden und kann dies nur, wenn der Titel weder in Beliebigkeit ausartet, noch so speziell ist, dass sich kaum Quellen finden lassen.

Masterarbeiten müssen bekanntlich in der Regel noch keine neuen Forschungsergebnisse bringen. Es genügt also, bisherige Theorien wiederzugeben und mit eigenen Gedanken zu versehen.

Fokussierung statt Oberflächlichkeit

Der Titel einer Arbeit sagt zunächst wenig über die Schwierigkeiten aus, mit denen der Autor zu rechnen hat. So seltsam es scheinen mag: Ein weit gefasstes Thema wie etwa die „Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU“ wäre sicherlich besser für eine Proseminar-oder Übungsarbeit von 10-20 Seiten geeignet als für eine Masterarbeit von 60-80 Seiten. Denn eine Proseminararbeit kann das Thema in Gänze behandeln (wenn auch sicherlich nur oberflächlich und anhand von zusammenfassenden Überblicksdarstellungen), während der Anspruch einer Masterarbeit höher ist und eine reine Literaturwiedergabe nicht ausreicht. Im Falle der Masterarbeit wäre also von einer erhöhten Komplexität auszugehen: Denn hier muss stark darauf geachtet werden, dem Titel treu zu bleiben und gerade bei einem einfach klingenden Thema auch alle zentralen Bereiche intensiv abzuhandeln – was im oben genannten Fall kaum möglich ist. Sinnvoller ist es also, ein komplexeres, spezielleres Thema zu wählen, bei dem auch in die Tiefe gearbeitet werden kann und sich zumindest für den Absolventen ein tatsächlicher Erkenntnisfortschritt ergibt: Erst wenn über das in der Tagespresse und in Handbüchern befindliche Niveau hinausgegangen wird, erst wenn wissenschaftliche Journale durchgegangen und ausgewertet werden müssen, zeigt sich, inwieweit der Schreiber sein Handwerkszeug beherrscht.

Dass eine solche Fähigkeit in vielen Fällen stark zu wünschen übrig lässt, ist ein andauerndes Problem an vielen deutschen und europäischen Universitäten, das auch auf dem Berufsmarkt gravierende Folgen hinterlässt.

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