Sie befinden sich auf der Archivseite von Dr. Franke. Besuchen Sie unsere aktuelle Webseite →

Selbsteinschätzung im Studium (I): Das Impostor-Syndrom

Selbsteinschätzung im Studium (I): Das Impostor-Syndrom

Während die meisten Menschen glauben, über eine realistische Selbsteinschätzung zu verfügen, sind einige Gefahrenquellen kaum bekannt.

Eines der Phänomene, die die Personen an der korrekten Einschätzung ihrer Fachkompetenz hindern, ist in der psychologischen Forschung unter den Bezeichnung „Impostor-Syndrom“ (Hochstapler-Syndrom) bekannt.

Gefühlte Hochstapler

Beim Impostor-Syndrom unterschätzen die Betroffenen ihre eigene Kompetenz massiv; Obwohl sie mitunter große Erfolge erzielen, gehen Sie davon aus, dass sie dies nicht ihren fachlichen Fähigkeiten verdanken, sondern dass andere Faktoren hierfür verantwortlich sind, etwa die Überschätzung durch andere, gute Beziehungen, Glück oder die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen.

Gerade hochbegabte Personen, denen Schule oder Studium wenig Anstrengung abverlangen, die vom Impostor-Syndrom Betroffenen fühlen sich trotz ihrer formalen Qualifikation wie Betrüger, denen früher oder später die Entlarvung bevorsteht. Derartige Gefühle können die Gesamtsituation im Studium oder am Arbeitsplatz stark negativ beeinflussen und hohen Stress verursachen.

Selbsterkenntnis als Hilfe

Abhilfe erfolgt nur dann, wenn sich die Betroffenen der Dynamik und Wirkungsweise der schädlichen Gedanken bewusst werden; Dies kann vor allem über Gespräche mit Außenstehenden erreicht werden, indem die Betroffenen nach und nach ihre Gedanken und Gefühle preisgeben – eine Besserung von selbst ist meist unwahrscheinlich, da das Syndrom sich eben nicht mit Komplimenten, besten Zeugnissen oder Beförderungen zufriedengibt, sondern diese auch noch als Bestätigung dafür, nicht qualifiziert zu sein und den Anforderungen nicht entsprechen zu können.

Der Weg zu einer realistischen Selbsteinschätzung wird umso schwieriger, je länger das Syndrom die eigenen Gedanken und Gefühle gefangen hält, je länger die irrationalen gedanklichen Muster weiterbestehen. In jedem Fall muss eine Konfrontation erfolgen, die dem falsch verstandenen Perfektionismus eine realistische Perspektive der eigenen Erfolge, Verdienste und Fähigkeiten gegenüberstellt, eigene Fehler nicht überbewertet und so schließlich längerfristig zu einer realitätsnäheren Sichtweise beiträgt.

Tags: Tags,