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Zuviel Kreativität für die Wissenschaft?

Wissenschaft hat den Ruf, langweilig, dröge und trocken zu sein. Doch Vorsicht: Wer seine Texte stilistisch und informativ aufpeppen möchte, könnte damit einen Fehler begehen.

Was wissenschaftliches Arbeiten ist

In den Wissenschaften gelten Ansprüche, die sich im Fall der Mathematik und der Naturwissenschaft weitestgehend sicher, im Falle der Sozial- und Geisteswissenschaft allerdings oft nur bedingt einhalten lassen. Denn in den Naturwissenschaften ist der Rahmen für die Wege zur Lösung von Problemen sicherlich enger gesteckt, während in den „weichen“ Wissenschaften unterschiedliche Paradigmen nebeneinander existieren und ein jeweils eigens methodisches Instrumentarium aufweisen. Die Frage „welche Materialien eignen sich am besten für den Einsatz in extremen Temperaturen?“ und die Frage „Warum scheiterte die Weimarer Republik?“ erfordern zwar beide wissenschaftliche Antworten, unterscheiden sich aber völlig bei der methodischen Herangehensweise.

Der Kardinalfehler überbordender Kreativität

Gerade Studenten, die es durch den übermäßigen Gebrauch sozialer Medien, durch die vielfältigen Ablenkungen und die rund um die Uhr verfügbaren Youtubevideos gewohnt sind, ständig unterhalten zu werden, dürften die strikte Wissenschaftlichkeit und die Unzugänglichkeit und Sperrigkeit mancher Texte als Problem empfinden. Werden sie selbst als Autoren tätig, so ergeben sich damit zwei Grundprobleme: Entweder wird versucht, den wissenschaftlichen Stil durch eine gestelzte, künstliche Sprache mit vielen Fremdworten zu imitieren, oder die Arbeit wird mit vermeintlich kreativen Elementen geschmückt. Beides kann der Wissenschaftlichkeit schaden.
Eine zu „kreative“ Herangehensweise an ein Thema führt mitunter dazu, Themen überzuinterpretieren oder Verbindungen zwischen Themen zu vermuten, die sich so nicht nachweisen lassen. Stattdessen ist es empfehlenswert, alle logischen Schlüsse der Arbeit genau zu prüfen. Denn schnell kann beispielsweise dort, wo lediglich eine Korrelation existiert, fälschlicherweise eine Kausalität angenommen werden.
Es ist also sinnvoll, der Lust an neuen Ideen, der Formulierung von ungewöhnlichen Gedanken zumindest beim wissenschaftlichen Arbeiten enge Grenzen zu setzen. Denn es geht bei der Erstellung von Texten um die Erzeugung wissenschaftlich haltbarer Erkenntnisse und Schlussfolgerungen – nicht darum, sich während des Schreibens wohlzufühlen oder den Leser mit einer Vielzahl von Ideen zu beeindrucken.

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